Resilienz beginnt im Kopf – aber nicht nur dort

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Resilienz (vom Lateinischen „resilire“ – zurückspringen) wird oft als die Fähigkeit beschrieben, trotz großer Herausforderungen handlungsfähig zu bleiben und sich von Rückschlägen nicht überwältigen zu lassen. Die Resilienzforscherin Ann Masten fasst es treffend zusammen als „das Vermögen eines dynamischen Systems, sich erfolgreich an Störungen anzupassen, die seine Funktion, Lebensfähigkeit oder Entwicklung bedrohen“ (Masten, 2016). 

Es geht also um eine dynamische Anpassungsfähigkeit, die in unserer heutigen, oft unsicheren und schnelllebigen „VUCA-Welt“ (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) entscheidend ist. Ganz konkret: Resilienz ist das Prinzip hinter der Evolution. Wer diese Fähigkeit besitzt, kann unabhängig von den Umständen handeln; wer sie nicht hat, läuft Gefahr, den Umständen zum Opfer zu fallen – und im übertragenen Sinne „auszusterben“.

Neurowissenschaftliche Forschungen belegen, dass unsere Gedanken eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie wir beispielsweise Stress verarbeiten und Widerstandskraft aufbauen. Dabei geht es jedoch nicht um eine mentale Stärke im Sinne von Anspannung, vergleichbar mit einem stark angespannten Muskel. Vielmehr geht es darum, zwischenmenschliche Systeme so adaptiv und dynamisch zu gestalten, dass sie ihren Zielen treu bleiben können.

Die Wissenschaft hinter mentaler Resilienz

Zahlreiche Studien belegen: Resiliente Menschen können ihre Gedanken aktiv steuern. Sie sind in der Lage, negative Denkmuster durch lösungsorientiertes Denken zu ersetzen – ein klares Zeichen von Selbstführung. Das Deutsche Resilienz-Zentrum bezeichnet das Gehirn sogar als „Resilienz-Organ“, das sich durch gezielte mentale Techniken stärken lässt.

Diese Trainierbarkeit macht Resilienz zu einem ständigen Begleiter für alle, die erhöhtem Druck oder großen Herausforderungen ausgesetzt sind.

Führungskräfte und Resilienz

„Erfolg besteht darin, von Misserfolg zu Misserfolg zu gehen, ohne die Begeisterung zu verlieren.“ – Winston Churchill

Diese Haltung ist ein Schlüssel zur Resilienz: Es geht nicht darum, Rückschläge und Fehler zu vermeiden, sondern die Fähigkeit zu entwickeln, aus ihnen zu lernen. Gerade Führungskräfte und Einsatzkräfte müssen unter Druck klare Entscheidungen treffen. Dabei sind „Fehlentscheidungen“ unvermeidbar.

Doch leider haben die wenigsten eine ernsthafte und verantwortungsvolle Haltung zum Umgang mit Fehlern entwickelt, die diese als Möglichkeit zur langfristigen Verbesserung sieht – oder Misserfolg als Teil des Erfolgs begreift. Da wundert es nicht, dass in einigen Unternehmen eine mangelhafte Fehlerkultur vorherrscht.

Die Opferrolle verlassen – Ein Beispiel

Ein Beispiel aus der Industrie verdeutlicht, wie man die Opferrolle verlassen und eine resiliente Fehlerkultur etablieren kann:

In einem Produktionsprozess wurde ein defektes Bauteil nicht aussortiert, sondern fälschlicherweise an den Kunden geliefert. Später stellte sich heraus: Es war ein menschlicher Fehler. Schlimmer noch, der Fehler wurde zunächst „unter den Teppich gekehrt“, eine klassische Vermeidungstaktik. Nun könnte man den Schuldigen suchen – mit Fingerpointing, Naming, Blaming und Shaming. Schließlich geht es um die Sicherheit des Endprodukts und die Reputation des Unternehmens! Ein unbezahlbarer Verlust, besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Das Ergebnis: gestresste, unreflektierte Führungskräfte, die schnell ein „Bauernopfer“ finden, um die Sache abzuhaken.

Doch in diesem Fall fand eine andere, professionellere Herangehensweise statt:

  • Das Unternehmen entschied sich für einen selbst initiierten und unangenehmen Rückruf beim Kunden – ein Zeichen von Ownership.
  • Es wurde eine klare Haltung gelebt: „Der Fehler ist nicht einem einzelnen Mitarbeiter passiert, er ist uns allen passiert.“ Denn wir alle haben zugelassen, dass er im Prozess auftreten konnte (angelehnt an das Käsescheiben-Modell). Wir alle sind Teil des Produktionsprozesses und steuern ihn täglich.

Statt einer rein emotionalen, reflexartigen Reaktion (System 1) wurde hier eine reflektierte Haltung (System 2) eingenommen. Die Energie wurde nicht in der Vergangenheit verschwendet, sondern lösungs-, zielgerichtet und zukunftsweisend gedacht:

  • Was kann daraus gelernt werden?
  • Wie können wir unsere Prozesse sicherer gegen Störungen machen?
  • Was müssen wir künftig beachten?

Stellen Sie sich selbst die Fragen:

  • Wie gehe ich mit Fehlern und Misserfolgen um?
  • Wie geht mein Team, wie geht meine Organisation mit Fehlern und Rückschlägen um?
  • Welche Haltung wird wirklich gelebt?

Das Beispiel zeigt deutlich: Resilienz ist nicht nur eine individuelle Angelegenheit. Individuen in Schlüssel- und Verantwortungspositionen haben einen enormen Einfluss auf ihr Umfeld. Durch ihre gelebte Haltung gestalten sie aktiv die Organisation mit. Mehr noch: Menschen bilden Systeme. Und wie wir wissen, bezieht sich Resilienz auf die Fähigkeit „eines dynamischen Systems, sich erfolgreich an Störungen anzupassen, die seine Funktion, Lebensfähigkeit oder Entwicklung bedrohen“ (Masten, 2016).

Ist es also doch alles nur eine Frage der geistigen Haltung?

Resilienz: Mehr als nur mentale Stärke

Resilienz ist ein dynamisches Zusammenspiel aus mentaler (Gedanken), emotionaler (Gefühle) und physischer (Körper) Widerstandskraft. Obwohl das Gehirn eine zentrale Rolle spielt, gibt es weitere nachweisliche Faktoren, die zur Stärkung der Resilienz beitragen und auf die Sie gezielt Einfluss nehmen können. Hier ist eine kleine Auswahl aus Forschung und Praxis, die Sie bewusst beeinflussen können:

Körperliche Gesundheit und Stressmanagement

Eine solide Basis für Resilienz ist Ihre körperliche Gesundheit und ein effektives Stressmanagement. Indem Sie auf diese Bereiche achten, legen Sie den Grundstein für eine robustere Widerstandsfähigkeit.

Soziale Unterstützung und Teamdynamik

Resilienz wird maßgeblich durch soziale Bindungen beeinflusst. Eine Studie der University of California belegt, dass starke soziale Netzwerke die Fähigkeit zur Stressbewältigung verbessern. Als Führungskraft können Sie durch eine offene Kommunikationskultur und gezielte Team-Maßnahmen ein unterstützendes Umfeld schaffen, das die Resilienz stärkt.

Selbstwirksamkeit und lösungsorientiertes Denken

Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit – also dem Glauben an die eigenen Fähigkeiten, Herausforderungen zu bewältigen – sind nachweislich resilienter. Laut Albert Bandura, einem Pionier der Selbstwirksamkeitsforschung, führt ein starkes Selbstvertrauen zu einer besseren Stressbewältigung. Sie können dies fördern, indem Sie Ihren Teammitgliedern Verantwortung übertragen, Erfolge sichtbar machen und eine Kultur der Eigeninitiative etablieren.

Schlussgedanken

Resilienz ist ein ganzheitliches Konzept, das weit über reine mentale Stärke hinausgeht. Führungskräfte, die gezielt auf Stressmanagement, soziale Unterstützung und Selbstwirksamkeit setzen, können nicht nur ihre eigene Widerstandskraft stärken, sondern auch ihre Teams nachhaltig resilienter machen.

Noch wichtiger ist jedoch: Geistige Klarheit und eine gelebte Haltung haben den größten Einfluss. Bedenken wir die potenzierte Wirkung, die Entscheidungsträger auf ihr Umfeld haben. Aber nicht nur das: Jeder Einzelne kann das System, in dem er oder sie sich bewegt, maßgeblich beeinflussen. Wir haben also die Möglichkeit, durch eigene Klarheit und eine gelassene Haltung – auch bei Widerständen und Rückschlägen – einen stärkenden Impuls auf unsere Umwelt auszuüben.

Dies lässt sich durch stetige und konstruktive Selbstreflexion und Training (Handlung!) erreichen. Nutzen Sie dazu beispielsweise die Übungen und Methoden dieser Website. Wer als Individuum oder Team weiterkommen möchte, für den kann Coaching eine professionelle Wahl sein. Denn genau das macht den Unterschied: Anfangen, sich weiterzuentwickeln oder weiterhin im Autopiloten funktionieren?

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