Säulen, Stufen, Faktoren, Facetten, Bambus- Prinzip??? Wir schaffen heute Klarheit im Dschungel der Modelle und Theorien zur Resilienz!
Resilienz ist in aller Munde. Sie „grassiert“ und erscheint „als psychotechnisches Universal- Tool und neumodischer Bewältigungsbegriff im aktuell anhaltenden Krisenmodus“.[1]
Resilienz, wie wir bereits in einem anderen Artikel betrachtet haben, wird oft falsch verstanden. Wenn es um die individuelle Resilienz geht, wird das Bild der Widerstandskraft oft etwas überdehnt. Wenn wir von psychischer oder mentaler Resilienz sprechen, sind Bilder einer Mauer oder Festung, an der alles abprallt, irreführend und falsch. Metaphern von Bambus oder Wasser kommen der Fähigkeit, statt einem starren Zustand, etwas näher. Es gibt mittlerweile zahlreiche Resilienz- Modelle und Theorien. Für unsere individuelle Praxis oder im Rahmen von Aus- und Weiterbildungen ist es also wichtig, uns nicht zu verirren. Verschaffen wir uns also Klarheit!
Too long didn’t read? Bottom line up first!
| · Resilienz ist eine dynamische Fähigkeit
· Resilienz ist ein Prozess und kein Endzustand · Resilienz ist keine „Hardiness“ im Sinne von Härte und Anspannung. · psychische Resilienz ist vergleichbar mit dem Superkompensationsmodell der Sportwissenschaft (Vgl. Heller, Reivich, Seligman). · Resilienz kann u.a. Individuell, in Gruppen und in Organisationen & Gesellschaften betrachtet werden. · Forschungsinteresse wird geteilt von Psychologie, Pädagogik und Soziologie. · Es gibt originär wissenschaftliche Modelle und praxiserprobte Resilienzmodelle. · Resilienz ist trainierbar – „mentale Fitness“? Key- Word: Resilienz; Die ausführliche Übersicht als Studienmaterial ist kostenfrei im Download. |
Wir gehen wir folgt vor: Im ersten Schritt wollen wir uns einer einfachen Übersicht der wesentlichen wissenschaftlichen Modelle und Theorien widmen. Damit können wir uns im allgemeinen Hype und „Resilienz- Dschungel“ besser orientieren. Zuletzt sehen wir auf ergänzende Bilder und Modelle, die in der Praxis des Resilienz- Trainings oft verwendet werden. Zweck: Es soll ein Überblick geschaffen werden und Vertiefung für Interessierte durch die weiterführenden Quellen ermöglichen, oder durch das Paper im Download.
#Schritt 1: originär wissenschaftliche Modelle und Definitionen im Überblick
Pionierarbeiten & Grundlagen der Resilienzforschung

Positive Psychologie & Erwachsenenfokus

Kompetenzorientierte Modelle

# Schritt 2: Ergänzende Modelle & Bilder der Praxis
Hier kommen nun vor allem die geltenden Expertinnen und Experten aus der Praxis der Resilienz- Trainings zu Wort, die eine Vielzahl von wissenschaftlichen Erkenntnissen als Synthese in praxistaugliche, didaktische Modelle und Bilder transferiert haben.
Resilienz- Trainings- Modelle & Coaching-Ansätze

Insbesondere Sebastian Mauritz, hat in seiner Tätigkeit als Resilienz- Trainer eine weiterführende Übersicht auf der Resilienz- Akademie veröffentlicht, die zusätzliche Bilder oder modifizierte Modelle der Praxis nennt, wie das 5- Stufenmodell, das Fire- Modell usw. usf. … Warum es in der Praxis nicht DAS Modell gibt, erklärt er treffend in seinem Artikel Resilienzmodelle im Vergleich – Resilienz Akademie.
Bilder sagen manchmal mehr als Worte…
Bildsprache ist eine sehr einfache aber wirkungsvolle Sprache. Sie wird im methodischen Zusammenhang von Trainings oder Workshops gerne benutzt. Am Ende sollen Bilder im Kopf bleiben, statt reiner Theorie. Bilder die im Zusammenhang mit Resilienz häufig verwendet werden sind:
#1 Allgemeine Bilder
Natur- und Tiermetaphern in der Resilienz- Praxis

#2 Spezielle Bilder
Im Zusammenhang mit Theorie & Praxis sind bereits die Säulen, Stufen oder Felder der Resilienz genannt worden. Weitere Bilder sind:
Natur- und Tiermetaphern in der Resilienz- Praxis

Ein nicht besonders bekanntes Bild, das die aktuelle Theorie & Praxis ebenfalls gut abbildet, ist die Idee des Wassers, als fließendes Element, das je nach äußeren Bedingungen mehrere Aggregatzustände annehmen, seine Eigenschaften ändern, aber doch wieder zurück verwandeln kann.
„Be water my friend.“[2]
– Bruce Lee
Fazit
Wir sehen anhand der zahlreichen Modelle, Theorien und Bilder: Es ist und bleibt ein spannendes Forschungs- und Praxis- Feld. Nur sollten wir aufpassen, dass die Dynamik zwischen Theorie und Praxis haltbaren Boden behält! Es ist zu vermuten, dass das Wechselspiel zwischen neuen wissenschaftlichen Studien & praktischen Erkenntnissen weiter anhält. Die Relevanz der „VUCA Welt“, voller Krisen und Dynamiken scheint das wohl auch erforderlich zu machen (?).
Zum Ende soll Frau PhD Ann Masten noch einmal zu Wort kommen:
„Die spannenden Biografien resilienter Menschen haben wohl zu der verzerrten Wahrnehmung geführt, dass Resilienz selten sei. Und (symbolisiert durch die Zauberkräfte und wundersamen Gehilfen aus Mythen und Märchen) außergewöhnliche Talente oder besondere Ressourcen verlange. Die Evidenz lässt jedoch auf das Gegenteil schließen: nämlich, dass Resilienz weit verbreitet ist und i.d.R. über elementare Schutzmechanismen funktioniert.“
– Masten, 2016, S. 24/25
Es ist also wie die Erkenntnisse der Persönlichkeitsforschung zu werten: Jeder Mensch bringt bereits alles mit.[3] Es ist nur die Frage was, wie gefordert oder gefördert wird und sich wie entwickelt oder nicht ausprägt. Es bleibt ein spannendes Feld zwischen Psychologie, Pädagogik und Soziologie.
Eine ausführliche Übersicht aller Modelle inkl. der Quellen befindet sich kostenfrei im Download.
Verweise
[1] Artikel von Generalmajor Markus Kurczyk, Leiter Zentrum Innere Führung
https://www.zebis.eu/veroeffentlichungen/positionen/streitkraefte-als-vorbild-keine-resilienz-ohne-erziehung-von-generalmajor-markus-kurczyk/, 22.10.2025, 10:33 Uhr.
[2] Das Zitat geht eigentlich:
„Leere deinen Verstand.
Sei gestaltlos, formlos wie Wasser.
Du füllst Wasser in eine Tasse; es wird zur Tasse.
Du füllst Wasser in eine Flasche; es wird zur Flasche.
Du füllst es in eine Teekanne; es wird zur Teekanne.
Jetzt kann Wasser fließen oder es kann zerschmettern.
Sei Wasser, mein Freund.“
[3] Vgl.: Asendorpf, J. B., & Neyer, F. J. (2018). Psychologie der Persönlichkeit (6. Aufl.). Berlin: Springer.
Vgl.: Asselmann, E. (2022). Woran wir wachsen: Welche Lebensereignisse unsere Persönlichkeit prägen und was uns wirklich weiterbringt. München: Ariston.
Quellen:
- Werner, E. E., & Smith, R. S. (1982). Vulnerable but invincible: A longitudinal study of resilient children and youth. New York: McGraw-Hill.
- Werner, E. E., & Smith, R. S. (1992). Overcoming the odds: High risk children from birth to adulthood. Ithaca, NY: Cornell University Press.
- Werner, E. E., & Smith, R. S. (2001). Journeys from childhood to midlife: Risk, resilience, and recovery. Ithaca, NY: Cornell University Press.
- Masten, A. S. (2001). Ordinary magic: Resilience processes in development. American Psychologist, 56(3), 227–238.
- Masten, A. S. (2016). Resilienz: Modelle, Fakten, Neurobiologie. Stuttgart: Klett-Cotta.
- Seligman, M. E. P. (2012). Flourish – Wie Menschen aufblühen: Die positive Psychologie des gelingenden Lebens (S. Schuhmacher, Übers.). München: Kösel-Verlag. (Original work published 2011)
- Sinclair, R. R., & Britt, T. W. (Eds.). (2013). Building psychological resilience in military personnel: Theory and practice. Washington, DC: American Psychological Association
- Reivich, K., & Shatté, A. (2003). The resilience factor: 7 keys to finding your inner strength and overcoming life’s hurdles. New York: Harmony Books.
- Reivich, K., Seligman, M. E. P., & McBride, S. (2011). Master resilience training in the U.S. Army. American Psychologist, 66(1), 25–34.
- Fröhlich-Gildhoff, K., & Rönnau-Böse, M. (2024). Resilienz (7., aktualisierte Aufl.). München: Ernst Reinhardt Verlag / UTB. (Erstauflage 2009)
- Rönnau-Böse, M., & Fröhlich-Gildhoff, K. (2023). Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne (3., erweiterte und aktualisierte Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.
- Bengel, J., & Lyssenko, L. (2012). Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
- Nuber, U. (2016). Eigensinn. Die starke Strategie gegen Burnout und Depression – und für ein selbstbestimmtes Leben. Frankfurt a. M.: Fischer.Nuber, U. (2013). Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft. München: Kösel.
- Nuber, U. (2019). Lass die Kindheit hinter dir. Das Leben endlich selbst gestalten (aktualisierte Neuauflage). München: Piper. Heller, J. (2013). 7 Schlüssel für mehr innere Stärke. München: Gräfe und Unzer.
- Heller, J. (2019). Resilienz für die VUCA-Welt: Individuelle und organisationale Resilienz entwickeln. Wiesbaden: Springer Gabler.
- Heller, J. (2021). So bleib ich stark. Resilienz trainieren – gelassen und sicher durchs Leben gehen. München: Kösel.
- Amann, E. G. (2014/2024). Resilienz (Haufe Taschen Guide, 5. aktualisierte Aufl.). Freiburg: Haufe-Lexware.Amann, E. G. (2017). Micro-Inputs Resilienz. 150 Impulse für mehr innere Stärke. Berlin: Resilienz Forum.
- Amann, E. G. (Hrsg.) (2016). Future Skills trainieren. Kompetenzentwicklung für die neue Arbeitswelt. Berlin: Resilienz Forum.