Resilienz und Positive Psychologie

Resilienz - Coaching Flensburg

Resilienz ist für Führungskräfte und Einsatzkräfte eine Kernkompetenz: die Fähigkeit, in belastenden Situationen handlungsfähig zu bleiben, sich von Herausforderungen zu erholen und aus Rückschlägen gestärkt hervorzugehen. Die Positive Psychologie ergänzt die klassische „Reparatur“-Psychologie, weil sie systematisch jene Fähigkeiten, Routinen und Bedingungen untersucht, die Menschen nicht nur stabilisieren, sondern zum Aufblühen bringen. Für Menschen in Verantwortung heißt das: Neben Krisenmanagement braucht es einen planvollen Aufbau von Ressourcen, Sinn und sozialen Netzwerken, kurz: Resilienz.

 

 Bottmon line up first:

  • Resilienz = die Fähigkeit, Belastungen zu überstehen, sich zu erholen und bestenfalls gestärkt zurückzukehren.
  • Positive Psychologie untersucht systematisch, welche Stärken, Tugenden und Praktiken Aufblühen fördern/ aufbauen, statt sich auf Dysfunktionen zu fokussieren.
  • Positive Psychologie liefert Interventionen (Stärkenarbeit, Sinn‑ und Beziehungsförderung, Optimismus‑Training), die Resilienz trainierbar machen.
  • Kernmechaniken: positive Emotionen puffern Stress; Engagement erhöht Handlungsfokus; soziale Bindungen bieten praktische und psychologische Unterstützung.
  • Praktische Hebel für Führung: Stärken sichtbar machen; Sinn klar kommunizieren; Erholungs‑Microbreaks; Buddy‑Systeme; kombiniert trainieren (Coping + Stärken).
  • TAKE AWAY: Übungen zur Resilienzstärkung.

Key- Words: Resilienz, Führungskräfte, Einsatzkräfte, Einsatzfähigkeit

 

 

„Positive psychology is the scientific study of what makes life most worth living. It focuses on strengths, well-being, and positive experiences rather than just treating mental illness.“

– C. Peterson

 

 

Resilienz und Positive Psychologie – vertiefender Einstieg

Resilienz (psych.) bezeichnet die dynamische Fähigkeit von Individuen und Teams, sich an Belastungen anzupassen und sich — oft sogar gestärkt — zu erholen. Wichtig ist: Resilienz ist kein angeborener Fixzustand, sondern ein multifaktorielles Ergebnis aus biologischen Faktoren, Kognitionen, Emotionen, sozialen Beziehungen und konkreten Routinen.

Martin Seligman zeigt, das psychologische Prozesse, wie unsere Erklärungsstile, die Wahrnehmung von Kontrollierbarkeit und damit die gegenwärtige Handlungsfähigkeit beeinflussen. Seligmans legendäres PERMA-Modell macht zudem sichtbar, welche positiven Ressourcen (Positive Emotion, Engagement, Relationships, Meaning, Accomplishment) systematisch gestärkt werden können, um Puffer gegen Stress zu erhöhen.

Karen Reivich ergänzt diesen Aufbau durch operationalisierte Resilienz‑Fertigkeiten: Sie identifiziert kognitive und verhaltensbezogene Kompetenzen (z.B. Problemlösekraft, Impulskontrolle, realistische Optimismus‑Strategien), die trainierbar sind und heute in präventiven Programmen (Schule, Militär, Organisationen) eingesetzt werden.

Zusammen ergeben Seligmans und Reivichs Arbeiten ein klares Bild:

 

Resilienz entsteht dort, wo psychologische Deutungsmuster verändert, persönliche Stärken kultiviert und soziale Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass Erholung und erneute Leistungsfähigkeit möglich sind.

 

Martin Seligman und das Leitbild der Positiven Psychologie

Martin Seligman formulierte die zentrale Intention der Positiven Psychologie prägnant:

 

„The aim of Positive Psychology is to catalyze a change in psychology from a preoccupation only with repairing the worst things in life to also building the best qualities in life.“

 

Dieses Leitbild ist nicht bloß programmatisch; Seligmans Arbeiten — besonders das PERMA‑Modell — liefern einen praktischen Rahmen, um Wohlbefinden systematisch zu fördern (Seligman, 2011).

Positive Psychologie ist dabei die wissenschaftliche Untersuchung von Stärken, Tugenden und positiven Erfahrungen, die Individuen und Gemeinschaften helfen zu gedeihen. Statt sich nur mit Krankheit und Defiziten zu beschäftigen, fokussiert sie Praktiken wie Dankbarkeit, Stärkennutzung, Optimismus und Achtsamkeit, die Wohlbefinden, Resilienz und persönliches Wachstum fördern. Seine Initiative als ehem. Präsident der American Psychological Assosiation (APA) trug entscheidend dazu bei, dass sich seit den 2000er‑Jahren weltweit zahlreiche Forschungs‑ und Anwendungsprogramme zur Positiven Psychologie entwickelten.

 

Martin Seligman: von erlernter Hilflosigkeit zu Aufblühen

Seligmans frühe Forschung zur erlernten Hilflosigkeit erklärte, wie Menschen unter bestimmten Erfahrungen das Gefühl verlieren können, Einfluss auf ihr Leben zu haben, gewissermaßen eine Hilflosigkeit erlernen (learned helplessness). Aufbauend darauf fokussierte er sich auf das Positive: Learned Optimism.  Resilienzförderung und das PERMA‑Modell bieten dafür praktikable Hebel, um Wohlbefinden, Sinn und Leistungsfähigkeit systematisch zu stärken. Flourish – aufblühen – ist ein passendes Wort dafür, wie er es in seinem gleichnamigen Werk nannte.

 

PERMA Modell - Positive Emotion, Engagement, Relationship, Meaning, Accomplishment
PERMA Modell – Resilienz Coaching Flensburg

 

Warum Positive Psychologie und Resilienz zusammengehören

  • Komplementäre Perspektiven: Resilienz beschreibt das Ergebnis (Widerstandskraft, Erholung, Anpassung). Die Positive Psychologie bietet Interventionslogiken und Mechanismen (z. B. Stärkenarbeit, Sinnorientierung, Förderung positiver Emotionen), mit denen Resilienz geplant und systematisch aufgebaut werden kann.
  • Gemeinsame Schutzfaktoren: Optimismus, soziale Einbettung, Selbstwirksamkeit, Sinn und die Nutzung persönlicher Stärken tauchen in beiden Forschungssträngen als zentrale Puffer gegen Belastung auf (Reivich & Shatté, 2003; Seligman, 2011).
  • Pragmatische Kombination: In Praxisfeldern wie Militär, Rettungsdienst oder Führung empfiehlt sich ein integriertes Vorgehen: akute Belastungen und Symptome adressieren sowie langfristig Ressourcen, Routinen und Sinn fördern (präventiver Aufbau).

 

Unterschied: Positive Psychologie vs. „Reparatur“‑Psychologie

  • Positive Psychologie
    • Ziel: Aufbau von Stärken, Prävention und Förderung von Wohlbefinden und Aufblühen.
    • Anwendungsfeld: Universell — für gesunde Teams wie auch für belastete Mitarbeitende; präventive und entwicklungsorientierte Interventionen.
    • Methoden: Stärkeninventare, sinn‑ und zielorientierte Interventionen, Übungen zur Steigerung positiver Emotionen Förderung sozialer Bindungen.
  • „Reparatur“‑Psychologie (klinisch/therapeutisch)
    • Ziel: Diagnostik, Behandlung psychischer Störungen, & Krankheitsbilder, Krisenintervention.
    • Anwendungsfeld: Personen mit klinischem Bedarf; akute Behandlung und Rehabilitation.
    • Methoden: Psychotherapie, Krisenmanagement, medizinisch‑psychiatrische Maßnahmen.

Beide sind nicht konkurrierend, sondern notwendige Ergänzungen: „Reparatur“ sichert Funktionsfähigkeit; Positive Psychologie erhöht die Pufferkapazität und beugt erneuten Krisen vor. Was prä-klinisch und präventiv geleistet werden kann, sollte auch forciert werden, individuell und organisational. Post-klinisch kann die Positive Psychologie sowie angewandte Resilienz zur Förderung von „Posttraumatic Growth“ verhelfen, demnach Widrigkeiten auch positive Veränderungen bewirken können.

 

Konkrete Empfehlungen für Führungskräfte und Einsatzleiter

  • Stärken sichtbar machen: Durchführen von Stärken- Feedbacks („Welche Stärke hat diese Woche geholfen?“).
  • Sinn kommunikativ verankern: Verknüpfen von operativen Aufgaben mit einem klaren Zweck‑Statement, das den Beitrag zur Mission explizit macht.
  • Positive Routinen etablieren: Kleine Anerkennungsrituale, strukturierte Erholungs‑Microbreaks und standardisierte After‑Action‑Reviews.
  • Soziale Unterstützung formalisieren: Buddy‑Systeme, Peer‑Debriefings und verbindliche Check‑ins stärken die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen.
  • Trainingsmix anbieten: Kombinieren Sie kognitive Resilienz‑Module (Reivich & Shatté) mit Stärken‑ und Sinnorientierung (Seligman) für nachhaltige Widerstandskraft.

Diese Punkte lassen sich leicht in Dienst‑ oder Teamsitzungen integrieren und sind evidenzbasiert erprobt.

 

Take-Away‑Übung: 5‑Minuten „PERMA‑Boost“ (z.B. für Schichtstart oder Nachbesprechung)

Zweck: Kurze, operationalisierbar und sofort wirksame Resilienz- Maßnahme — verbindet Elemente der Positiven Psychologie mit Resilienzförderung.

Ablauf (7 Minuten, individuell oder im Team):

  1. Positive Emotion (1 Min.) – Jeder nennt in 30 Sekunden ein kleines, konkretes Erfolgserlebnis der letzten 24 Stunden.
  2. Engagement (1 Min.) – Kurz: Welche Tätigkeit hat dich heute voll hineingenommen (Flow- Zustand nach Csikszentmihalyi)?
  3. Relationships (1 Min.) – Nenne eine Person im Team, die dich unterstützt hat oder bei der du Unterstützung suchst; vereinbare eine konkrete Kontaktform (z. B. kurzer Buddy‑Call).
  4. Meaning (1 Min.) – Verbinde eine anstehende Aufgabe mit einem klaren Beitrag zur Mission (ein Satz).
  5. Accomplishment (1 Min.) – Setze ein kleines, erreichbares Ziel für die nächsten 24 Stunden und formuliere es als „Ich werde … tun“;

Verstärkung durch gegenseitige Bestätigung als Abschluss.

Wirkung: Aktiviert positive Emotionen, erhöht situative Selbstwirksamkeit und macht soziale Unterstützung sofort verfügbar — alles bekannte Bausteine resilienter Leistung.

 

Fazit

Zusammenfassend erweitert die Positive Psychologie den Blick der traditionellen Psychologie: Sie rückt Wohlbefinden, Resilienz und persönliche Stärken ins Zentrum und arbeitet mit konkreten Praktiken — etwa Dankbarkeitsübungen, Stärkenentdeckung und -nutzung — sowie mit dem Verständnis, wie positive Erfahrungen Denken, Fühlen und Verhalten nachhaltig formen.

Resilienz ist trainierbar und wirkt sich direkt auf Einsatzfähigkeit, Entscheidungsqualität und Teamstabilität aus. Wer als Führungskraft systematisch Elemente der Positiven Psychologie nutzt — Stärkenarbeit, Sinnkommunikation, soziales Netzwerk und gezielte Trainings — reduziert nicht nur akute Ausfallrisiken, sondern erhöht langfristig Einsatzbereitschaft, Motivation und Lernfähigkeit des Teams.

 

Konkret lohnt sich ein pragmatisches Vorgehen:

1) akute Belastungen schnell „behandeln“,

2) wiederkehrende Routinen für Erholung und Anerkennung einführen,

3) Stärken sichtbar machen,

4)Trainings anbieten, die kognitive Strategien mit Sinn‑ und Beziehungsarbeit verbinden,

5.) aus Fehlern lernen.

Diese Kombination liefert spürbare Effekte (bessere Stimmung, schnellere Erholung, Fehlerprävention, lernende Organisation) und baut gleichzeitig nachhaltige Puffer gegen künftige Belastungen auf.

 

Kurz: Investitionen in resilienzfördernde Praxis sind Investments in Leistungsfähigkeit. Kleine, konsequent eingesetzte Maßnahmen — etwa ein wöchentliches Stärken‑Feedback oder der „5‑Minuten‑PERMA‑Boost“ vor Schichtbeginn — zahlen sich durch weniger Ausfälle, höhere Einsatzqualität und stabilere Teams aus.

 

 

Quellenverzeichnis

https://www.albert.io/blog/positive-psychology-definition-ap-psychology-review/!, 14.11.2025, 09:15 Uhr.

Davidson, S. (2017). An introduction to human operations psychotherapy. Bloomsbury Academic.

Eder, U., & Sperlich, F. J. (2019). Das Parasympathikus Prinzip: Wie wir mit wenigen Atemzügen unseren inneren Arzt fit machen. Gräfe und Unzer.

Peterson, C. (2006). A primer in positive psychology. Oxford University Press.

PositivePsychologie.com. (n.d.). Ressourcen, Übungen und Praxismaterialien zur Positiven Psychologie. Abgerufen am 14.11.2025, von https://www.positivepsychologie.com

Reivich, K., & Shatté, A. (2003). The resilience factor: 7 keys to finding your inner strength and overcoming life’s hurdles. Broadway Books.

Reichhart, T., & Pusch, C. (2023). Resilienz‑Coaching. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37432-7_8

Roth Institut / wissenschaftliche Übersichtsarbeit. (n.d.). Beitrag zur Verbindung von Positiver Psychologie und Stress. Abgerufen am 14.11.2025, von https://roth‑institut.de

Seligman, M. E. P. (2012). Flourish — Wie Menschen aufblühen: Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens (Übers. Stephan Schuhmacher). Kösel.

Seligman, M. E. P., & Csikszentmihalyi, M. (2000). Positive psychology: An introduction. American Psychologist, 55(1), 5–14

Seligman, M. E. P., Steen, T. A., Park, N., & Peterson, C. (2005). Positive psychology progress: empirical validation of interventions. American Psychologist, 60(5), 410–421.

Bild: Nahaufnahme einer Pflanze auf dem Boden Foto – Kostenloses Bild zum Thema Strand auf Unsplash

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